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Klischees und Mythen bei Privatschulen

Was ist dran an den vielen Vorurteilen über Privatschulen? Klischee oder Fakt? Wir klären auf.

Paul Jakob zuletzt aktualisert am 16.10.2018

Trotz ihrer wachsenden Beliebtheit haben Privatschulen mit zahlreichen Klischees und Mythen zu kämpfen, die sich beharrlich halten. Ist an ihnen etwas dran? Oder sind sie vollkommen an den Haaren herbeigezogen? Wir haben die gängigsten Vorurteile über Privatschulen unter die Lupe genommen:

Privatschulen – nur etwas für Reiche?

Private Schulen sind teuer und für Normalsterbliche nicht finanzierbar. Davon gehen viele Eltern aus. Und deshalb schließen sie eine private Schule für Ihr Kind oft schon von Vornherein aus. Tatsächlich versucht das Gesetz allerdings auch finanziell benachteiligten Kindern den Besuch einer Privatschule zu ermöglichen (Grundgesetz Artikel 7, Absatz 4). Aus diesem Grund werden Privatschulen vom Staat gestützt. Theoretisch eine schöne Sache. Praktisch reicht diese Unterstützung aber leider nur in den seltensten Fällen aus, um Privatschulen komplett zu finanzieren. Die restlichen Ausgaben werden durch die Schulgelder beglichen. Und die tragen in der Regel tatsächlich die Eltern. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass ein Privatschulbesuch teuer sein muss. Je nach Schule kann das monatliche Schulgeld nur 40 € betragen.

Ja, aber 40 € sind immer noch 40 €…

Richtig. Doch auch wenn 40 € über Ihrem Budget liegen, müssen Sie eine Privatschule nicht zwangsläufig abschreiben. Denn es gibt zahlreiche FörderungsmöglichkeitenArtikel zu Förderungsmöglichkeiten bei Privatschulen., die einen Privatschulbesuch für Ihr Kind realisierbar machen. Natürlich existieren auch Privatschulen, die verhältnismäßig hohe Schulbeiträge fordern, für die Sie keine ausreichende Unterstützung erhalten werden. Aber diese Schulen sprechen nicht für die Allgemeinheit. Deshalb sollte man nicht bereits im Vorfeld davon ausgehen, dass private Schulen überteuert sind. Informieren Sie sich stattdessen bei der Schule Ihrer Wahl über die anfallenden Kosten.

Waldorf und Montessori – Namen tanzen und Lernfreiheit?

Das Unterrichtsniveau der Waldorf- oder Montessori Schulen steht oft in der Kritik. Viele sind sich sicher: Hier lernt ein Kind nichts, was für das spätere Leben relevant ist. Falls es überhaupt etwas lernt. Schüler auf Montessori Schulen können schließlich eh den ganzen Tag machen, was sie wollen. Und die Waldorfschulen legen sowieso keinen Wert auf Bildung. Mit solchen Vorurteilen werden die Schulen regelmäßig konfrontiert. Eigentlich ist es verblüffend, wie viele Leute der festen Überzeugung sind, dass derartige Vernachlässigungen in einer deutschen Schule überhaupt möglich wären. Natürlich schlagen Waldorf-Artikel mit näheren Informationen zu Waldorf Schulen. und Montessori SchulenArtikel mit näheren Informationen zu Montessori Schulen. unkonventionelle Konzepte ein. Beispielsweise benoten Waldorschulen ihre Kinder nicht, sondern schreiben ausführliche schriftliche Beurteilungen. Und Montessori Schulen geben den Kindern tatsächlich die Möglichkeit, weitestgehend selbst zu entscheiden, was sie wann lernen möchten. Ob eines dieser Konzepte nun das Richtige für Ihr Kind ist, liegt selbstverständlich in Ihrem Ermessen. Ganz allgemein kann aber gesagt werden: Sowohl Waldorfschulen, als auch Montessori Schulen stehen unter staatlicher Aufsicht. Damit sind sie staatlich anerkannt oder genehmigt und müssen relevante Fächer wie Deutsch oder Englisch unterrichten. Außerdem müssen die Schulen vor der Bildungsbehörde nachweisen, dass sie in der Lage sind, ihre Schüler auf einen der gängigen Abschlüsse vorzubereiten (Hauptschulabschluss, Mittlere Reife, Abitur).

Schön und gut. Aber es gibt trotzdem keine Statistik, die beweist, dass Kinder von Waldorf- oder Montessori Schulen ihren Abschluss auch tatsächlich schaffen.

Doch, klar gibt es die: Die Welt berichtet über Waldorf SchulenDie Welt berichtet über Waldorf Schulen

Oder hier: Die ZEIT berichtet über Montessori SchulenDie Zeit berichtet über Montessori Schulen

Es gibt allerdings keine relevanten Statistiken, die belegen, dass Kinder von Waldorf- oder Montessori Schulen im späteren Alltag benachteiligt sind. Im Gegenteil, einige der erfolgreichsten Menschen unserer Zeit besuchten eine Montessori Schule. So gingen beispielsweise Bill Gates, Mark Zuckerberg oder Jeff Bezos, der Gründer von Amazon auf Montessori Schulen und waren im Anschluss auf Harvard oder Princeton.

Abschlüsse kaufen bei Privatschulen

Privatschule – Ich kauf mir einfach meinen Abschluss

Privatschulen verlangen Geld. Und wo Geld im Spiel ist, da kann man auch immer tricksen. Bestechlich ist schließlich jeder. Die logische Konsequenz also: Auf privaten Schulen kann man sich die guten Noten einfach kaufen. Diese Annahme ist natürlich falsch. Privatschulen sind nämlich ausnahmslos gemeinnützig. Das bedeutet: Es ist ihnen verboten, Gewinn zu erwirtschaften. Und durch die staatlichen Kontrollen, welchen die Schulen ausgesetzt sind, ist es auch schlichtweg nicht möglich, dieses Gesetz zu umgehen. Außerdem müssen die Abschlussprüfungen einer Privatschule denen einer öffentlichen Schule ebenbürtig sein. Spätestens das verdeutlicht: Niemand wird hier bevorzugt.

Wenn Privatschulen nicht gewinnorientiert arbeiten: Warum werden dann überhaupt Schulbeiträge von den Eltern verlangt?

Ebenso wie öffentliche Schulen haben Privatschulen natürlich Kosten. Personal muss bezahlt, Material eingekauft und das Gebäude instandgehalten werden. Der Unterschied besteht darin, dass Privatschulen im Gegensatz zu den öffentlichen nur teilweise vom Staat finanziert werden. Deshalb müssen private Schulen den Rest der aufkommenden Kosten mit den Schulgebühren decken. In die eigene Tasche wirtschaften sie damit aber nicht.

Privatschulen als letzter Ausweg für leistungsschwache Schüler

Privatschulen sind ein Sammelbecken für schwache Schüler. Diese oder ähnliche Vorurteile werden gerne über die Schulen verbreitet. Der Grundgedanke dieses Klischees ist nachvollziehbar: Ein Kind, welches sich in einer öffentlichen Schule schwertut, hat auf einer Privatschule oft bessere Chancen. Schließlich haben private Schulen meist die Möglichkeit mehr auf ihre Schüler einzugehen, als öffentliche Schulen. Das bedeutet jedoch nicht, dass nur schwache Schüler auf Privatschulen gut aufgehoben sind. Eine persönliche Förderung schadet schließlich auch guten Schülern nicht. Private Schulen bieten nun einmal viele VorteileArtikel zu Vorteilen von Privatschulen.. Und davon können sowohl leistungsstarke, wie auch -schwache Schüler profitieren.

Hohes Niveau bei Privatschulen

Das Unterrichtsniveau der privaten Schulen ist höher

Viele Eltern schwören auf das hohe Unterrichtsniveau der Privatschulen, frei nach dem Motto: „Es kostet Geld, also ist es auch besser.“ So einfach ist das natürlich nicht. Privatschulen haben viele Möglichkeiten ihre Schüler zu fördern und meist mehr Zeit für den Einzelnen. Das ermöglicht generell ein hohes Unterrichtsniveau. Trotzdem ist es letztlich der Mensch, welcher den Unterschied ausmacht. Viele öffentliche Schulen haben sehr gute Lehrer. Und auf auch privaten Schulen gibt es in Einzelfällen Lehrer, die ihre Schüler nicht genügend unterstützen. Deshalb ist es auf jeden Fall sinnvoll, sich im Vorfeld ein Bild von der entsprechenden Privatschule zu machen.

Privatschulen können ohne staatliche Vorgaben agieren

Privatschulen werden von freien Trägern gestützt. Das erweckt bei vielen den Eindruck, dass private Schulen ohne Vorgaben agieren und ihren Lehrplan komplett nach eigenem Ermessen gestalten könnten. Das ist so nicht richtig. Privatschulen haben mehr Möglichkeiten, was die Auswahl der Unterrichtsfächer angeht. Auch ihren Lehrplan können sie freier kreieren als öffentliche Schulen. Diese Freiheiten sind aber nicht unbegrenzt. Da alle privaten Schulen entweder staatlich anerkannt oder genehmigt sind, müssen sie sich an bestimmte Vorgaben halten. Grundlegende Haupt- und Nebenfächer müssen beispielsweise unterrichtet werden. Außerdem muss gewährleistet werden, dass die Schulen ihre Schüler ausreichend auf den angestrebten Abschluss vorbereiten. Diese Vorgaben werden von der Bildungsbehörde kontrolliert.

Die Abschlüsse auf Privatschulen sind nicht gleichwertig mit denen öffentlicher Schulen

Private Schulen haben untereinander so viele unterschiedliche Konzepte und pädagogische AnsätzeÜbersicht der aktuell gängigen pädagogischen Konzepte., dass oft Zweifel an der Qualität ihrer Abschlussprüfungen kommen. Kann es denn wirklich sein, dass jedes dieser Konzepte funktioniert? Oder ist es nicht viel eher so, dass die Privatschulen leichtere Abschlussprüfungen erstellen, um Fehler in ihrem Leitbild zu vertuschen? Wenn Sie diesen Artikel bis hierhin gelesen haben, dann ahnen Sie die Antwort sicher schon: Die Privatschulen dürfen sich nicht selbst aussuchen, wie schwierig oder leicht ihre Prüfungen sind. Die Prüfungen der staatlich anerkannten Schulen müssen vom Niveau her identisch mit vergleichbaren Abschlussprüfungen der öffentlichen Schulen sein. Ist eine Privatschule staatlich genehmigt absolvieren die Schüler sogar genau die gleiche Prüfung, wie Schüler der öffentlichen Schulen. So oder so: Die Abschlussprüfungen der Privatschulen sind gleichwertig mit denen der öffentlichen Schulen.

Mobbing bei Privatschulen

Vorurteil: An Privatschulen wird gemobbt

In einer Privatschule kommen viele Schüler aus unterschiedlichen Einkommensverhältnissen zusammen. Das führt zu dem Vorurteil, dass finanziell schwächere Kinder gemobbt werden. Natürlich kann keine Privatschule Mobbing vollständig ausschließen. Ebenso wenig wie öffentliche Schulen es können. Allerdings werden die Kinder an den meisten Privatschulen dazu motiviert, sich gegenseitig zu unterstützen und aufeinander Rücksicht zu nehmen. Auf Sozialkompetenz wird in der Regel viel Wert gelegt. Es gibt keinen Nachweis, dass Mobbing an privaten Schulen ein größeres Thema ist, als an öffentlichen Schulen.

Autor

Christoph Kappek

Christoph Kappek

Christoph beschäftigt sich mit verschiedenen Bildungs­systemen und Pädagogik. Dieses Interesse ist die Grundlage seiner Artikel.



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